Bund der Antifaschisten Köpenick

KPD, Kommunistische Partei Deutschlands

Nach der ersten Terrorwelle im Zuge der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ im Frühjahr 1933 reorganisierte die KPD, die von der politischen Entwicklung weitgehend überrollt worden war, ihren Apparat in der Illegalität. Die Untergrundarbeit bestand in der Bewahrung des organisatorischen Zusammenhaltes, der Verbreitung von illegaler Literatur, der Kassierung von Mitgliedsbeiträgen für die KPD und die Rote Hilfe sowie weiterer Sammlungen von Geldspenden, die vor allem für bedürftige Mitglieder und politische Gefangene und ihre Angehörigen gedacht waren. Die KPD war in den ersten Jahren des Nationalsozialismus in der Lage, kontinuierliche Aktivitäten von beeindruckendem Umfang in Berlin zu organisieren.

In einer parteiinternen Bestandsaufnahme aus dem Jahre 1934 wurden folgende KPD-Mitgliederzahlen aufgeführt: Danach zählte Berlin im April und Juni 1934 4979 Mitglieder, welche in 363 Straßenzellen und 69 Betriebszellen organisiert waren. Das bedeutete einen durchschnittlichen Mitgliederstand pro Zelle von etwa 11 Mitgliedern. Im Juni 1934 kam es zu einer Umstellung der Organisation bei der der Bezirk Berlin-Brandenburg in 36 (vorher 29) Unterbezirke aufgeteilt wurde. Zwischen der Unterbezirksebene und den Zellen wurde eine Leitung auf Stadtteilebene eingeführt. Ein Unterbezirk sollte etwa sechs Stadtteile mit 10 bis 15 Zellen umfassen. Die Zelleneinheit wurde zum Schutz seiner Mitglieder auf 5–7 Personen reduziert.

Der Gestapo gelang es dennoch in den Jahren 1933 bis 1936 die illegale Arbeit der KPD in großem Maße aufzudecken und allein in Berlin in über zwei Dutzend Verfahren über tausend Anhänger der KPD wegen Hochverrats anzuklagen und zu verurteilen. Für Köpenick wurde in diesem Zusammenhang der große Prozeß gegen Friedrich Brückner u. a. angestrengt, bei dem in vier Verfahren allein 36 Mitglieder der KPD verurteilt wurden, wodurch die Aktivität der KPD auf Unterbezirksebene entscheidend geschwächt werden konnte.

Bis zur Zerschlagung der meisten kommunistischen Widerstandszellen Ende 1936 hatte die KPD nicht nur ihren illegalen Parteiapparat in die Widerstandsaktivitäten eingebracht, sondern konnte sich auch auf die in der Illegalität wietergeführten „Massenorganisationen“ stützen wie den Kommunistischen Jugendverband (KJVD), die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO), den Roten Frontkämpferbund (RFB), die Rote Hilfe und in besonderem Maße die Arbeitersportbewegung (Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit). Diese Gruppen standen jeweils mit dem illegalen Unterbezirksvorstand in Verbindung – ein Dreiergremium von Polit.-Leiter, Org.-Leiter und Agit-Prop. Leiter. Man tauschte Informationen aus, nahm Anweisungen der Bezirksleitung von Berlin-Brandenburg entgegen und organisierte die Verteilung oppositioneller Schriften.

In der Illegalität im Frühjahr 1933 wurde der Unterbezirk Köpenick neu organisiert und in die Stadtteile Köpenick-Stadt, Köpenick-Nord, Friedrichshagen, Müggelheim und Erkner eingeteilt. (Vorher erstreckte sich der Unterbezirk bis hinter Erkner, Fangschleuse, Hangelsberg einschließlich Rüdersdorf und Kalkberge.) Als Stadtteilleiter waren für Köpenick-Stadt mit 4 illegal operierenden Gruppen zunächst der Arbeiter Karl Binder, später Ernst Becker eingestetzt, für Köpenick-Nord Karl Pätel für Friedrichshagen mit 2–3 Gruppen der Klempner Wilhelm Wehberg, für Müggelheim ebenfalls mit 2–3 Gruppen der Bootswart Franz Rennhack und für Erkner schließlich Walter Smolka, später vermutlich Erwin Hein. Im Vergleich zu anderen Bezirken besaß der Unterbezirk Köpenick einen eher geringen Mitgliederbestand von 60 bis 70 Personen.

Die politische Leitung des Unterbezirkes hatte in den Jahren 1933 und 1934 der Tapezierer Ernst Oschmann inne, der bereits am 19. Dezember 1934 festgenommen wurde. Am 4. Mai 1935 wurde Oschmann vom Strafsenat des Kammergerichtes wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Im gleichen Verfahren erhielt auch der damalige Kassierer des Unterbezirkes Fritz Wischnewski 3 Jahre Zuchthaus.

Als organisatorischer Leiter des Unterbezirkes Köpenick war der Konditor Eugen Koch eingesetzt worden, der jedoch bereits am 20. Juni 1934 verhaftet wurde. Da seine umfangreiche politische Aktivität damals nicht aufgedeckt werden konnte, wurde Koch von den Angeklagten der Vorbereitung zum Hochverrat mangels Beweisen freigesprochen. Als Antiprop.-Leiter für den Unterbezirk Köpenick fungierte anfänglich Herbert Hädrich. Schon am 8. Mai 1934 festgenommen, wurde Hädrich vom 3. Strafsenat des Kammergerichtes wegen Vorbereitung zum Hochverrat am 8. November zu 2 1/2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Für den technischen Apparat des Unterbezirkes war er in den ersten Jahren der Kraftfahrer Ewald Chmierlewski verantwortlich.

Nach der Festnahme von Herbert Hädrich setzte Oschmann auf Vorschlag von Chmielewski den Arbeiter Friedrich Brückner Antiprop.-Leiter ein. Diese Funktion nahm Brückner bis zu seiner Festnahme am 4. September 1936 wahr. Nachfolger von Eugen Koch als Org.-Leiter wurde im Sommer 1934 für etwa ein halbes Jahr Karl Binder. Nach der Verhaftung Oschmanns im Dezember 1934 übernahm er dessen Stellung als Pol.-Leiter im Unterbezirk bis zu seiner Verhaftung am 9. September 1936. Wilhelm Wehberg rückte für ihn in die Funktion des Org.-Leiters nach, blieb aber auch weiterhin für den Stadtteil Friedrichshagen verantwortlich. Er wurde ebenfalls am 9. September 1936 verhaftet.

Im Sommer 1934, in der Zeit der Verhaftung von Eugen Koch, legte Ewald Chmielewski seine Funktion als Verantwortlicher für den technischen Apparat nieder. Seine Aufgabe wurde zeitweilig von Friedrich Brückner übernommen, der darin vom Stanzer Kurt Klepzig und vom Maschinenbauer Edwin Müller unterstützt wurde. Müller wurde dann die gesamte Verantwortung in diesem Bereich im Herbst 1935 übertragen.

Die Kassengeschäfte nahm nach der Verhaftung von Wischnewski zeitweilig Friedrich Brückner wahr. Schließlich wurde auf Vorschlag von Wehlberg der Arbeiter Walter Krüger Unterbezirks-Kassierer eingesetzt. Auch Krüger wurde im Zuge der Verhaftungswelle im Jahre 1936 festgenommen.

Der Kontakt zwischen dem Unterbezirk Köpenick und dem Gebietsleiter Paul Raasch bzw. dessen Vorgänger mit dem Decknamen „Eberhard“, „Stephan“ und „Rudi“ wurde von Georg Nusche aufrechterhalten, der im Unterbezirk Köpenick zuständig war. Georg Nusche wurde ebenfalls am 9. September verhaftet.

Trotz des eher geringen Mitgliedstandes gab es im Unterbezirk Köpenick gute technische Vorraussetzungen für Widerstandsaktivitäten, wie die Herausgabe eigener Zeitungen. Von 1933 an wurde im Unterbezirk eine Ausgabe der Roten Fahne mit dem Titel „Die Rote Fahne, Organ der KPD Bezirk Köpenick im Kreis Niederbarnim“ herausgegeben. Später wurde diese Zeitung umbenannt und erschien mit dem Titel „Die Stimmen der Werktätigen“. Bis in den Herbst 1935 gelang es laut Gestapo-Bericht, etwa alle 4 Wochen Ausgaben in einer Auflage von 150 bis 200 Exemplaren zu drucken und zu Vertreiben.

Ende 1935 beschaffte Paul Raasch einen weiteren Abzugapparat, mit dem die Auflage der Zeitung „Die Stimmen der Werktätigen“ so gesteigert werden konnte, dass auch die benachbarten Ortsteile Schöneweide und Adlershof Zeitungen erhielten.

Von dort kamen die illegalen Zeitungen „Das Rote Kabel“ und „Der Rote Adler“ und fanden auch in Köpenick Verbreitung. Diese Zusammenarbeit in der Verteilung illegaler Schriften hatte Raasch eingefädelt, der auch den größten Teil der Berichte für die illegalen Zeitungen besorgte. Neben selbst hergestellten Materialien kamen narürlich auch die zentralen Untergrundschriften der KPD in den Unterbezirken Treptow und Köpenick zur Verteilung.

Durch die Zerschlagung des Unterbezirkes 1936 (Prozess gegen „Brückner und Genossen“) war die Neuorganistation der illegalen Arbeit sehr erschwert worden. Dennoch arbeiteten einzelne Gruppen weiter. Beispielsweise gerieten Erwin Bock und Alfred Randt von der Köpenicker Parteiorganisation erst im März 1936 in Haft.

Mitglieder in Köpenick: Karl Anders, Richard Assmann, Judith Auer, Alfred Balke, Ernst Becker, Frieda Becker, Kurt Bendikowski, Walter Bernecker, Karl Binder, Erwin Bock, Herbert Bogdan, Franz Bollfraß, Friedrich Brückner, Werner Busse, Martha Butte, Ewald Chmierlewski, Marie Dannenberg, Otto Dargel, Minna Dölz, Edith Donat-Krautter, Robert Druschka, Herta Eckardt, Fritz Ecke, Erich Egerhand, Fritz Emrich, Otto Engler, Jean-Baptist Feilen, Wilhelm Firl, Karl-Wilhelm Frank, Alfred Futran, Gustav Gley, Herta Gley, Johann Gloger, Albrecht Göhring, Else Göhring, Kurt Goßweiler, Charlotte Gramsch, Hermann Gramsch, Ferdinand Grändorf, Roberta Gropper, Ilse Grubitz, Richard Grubitz, Hildegard Guddorf, Otto Gutsche, Herbert Hädrich, Bruno Hämmerling, Erich Hanke, Heinz Hentschke, Edwin Hoernle, Heinz Hörnke, Hildegard Hübner, Minna Iloff, Paul Iloff, Erich Janitzky, Alfred Kaßler, Georg Kaßler, Herbert Kaufmann, Edmund Kauter, Götz Kilian, Franz Kirsch, Fritz Kirsch, Artur Klepzig, Kurt Klepzig, Eugen Koch, Rudolf Kock, Paul Kohl, Ernst Krüger, Otto Krüger, Walter Krüger, Karl Lange, Richard Leistner, Erich Lerche, Mastalek, Alois Matheas, Hermann Michaelis, Edwin Müller, Willy Mundt, Franz Nawrocki, Joseph Nawrocki, Gertrud Neuke, Erich Nickel, Erich Niendorf, Georg Nusche, Ernst Oschmann, Karl Pätel, Erich Paterne, Johannes Pauka, Martha Pauka, Willy Perk, Max Pincus, Emil Pirke, Heinz Priess, Alfred Pusch, Alex Pysska, Fritz Radunski, Alfred Randt, Alfred Rebe, Fritz Rettmann, Fritz Richter, Karl Richter, Max Richter, Paul Richter, Wilhelm Rietze, Fritz Rode, Erich Röstel, Erwin Rupinski, Willi Schädel, Max Schäfer, Albert Schettkat, Ernestine Schmidt, Ernst Schneller, Hermann Schwarz, Werner Schwarz, Werner Seelenbinder, Paul Senftleben, Sophie Sieg, Josef Spitzer, Paul Spitzer, Frieda Sprenger, Kurt Steffelbauer, Heinz Steinbock, Paul Stephan, Karl Süß, Paul Temlitz, Richard Thrun, Karl Ulrich, Jakob Weber, Wilhelm Wehberg, Paul Wengels, Fritz Wischnewski, Rudolf Wittenburg, Fritz Zander, Maria Zielke

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