Bund der Antifaschisten Köpenick

Die Rettung der Wernsdorfer Schleuse

Die Wernsdorfer Schleuse ist die letzte im Verlaufe des Spree-Kanals vor Berlin. Die Anlage ist über 100 Jahre alt. Vor 56 Jahren stand sie buchstäblich auf einem Pulverfass. Widerstandskämpfer verhinderten, dass sie von den Faschisten in die Luft gesprengt wurde.

„Die Wernsdorfer Schleuse kannten wir von Zelten am Krossin-See. Dort in der Schwanenbucht trafen sich viele Arbeitersportler, die wie wir im Kommunistischen Jugendverband organisiert waren.“ Damals schlossen sich die beiden der Widerstandsgruppe von Anton Saefkow an, wurden mit einigen anderen Genossen in Wernsdorf aktiv. Über Radio Moskau hörten sie Wilhelm Pieck sprechen, erfuhren mehr über das Nationalkomitee Freies Deutschland. Auch sie wollten etwas gegen den Krieg tun, für seine schnelle Beendigung.

Die Truppen der Sowjetarmee hatten zu jener Zeit die Seelower Höhen genommen und kämpften bereits in Berlin. Die Faschisten zerstörten auf ihrem Rückzug Betriebe, Brücken, Strassen. Auch die Wernsdorfer Schleusenanlage war mit Sprengsätzen gespickt, sollten jeden Moment in die Luft gejagt werden. Da begann die Widerstandsgruppe zu handeln. Am 23. April nahmen die Genossen zu einem Volkssturmmann, der auf einer Brücke Wache schob, und von dem sie wussten, dass auch er den Krieg satt hatte, Verbindung auf. Er half, dass Richard Grubitz und sein Genosse Hans Pauka ungestört die gefährlichen Sprengsätze in der Schleusenanlage unschädlich machen konnten. Sie riskierten ihr Leben. Auf „Wehrkraftzersetzung“ stand die Todesstrafe. Ilse Grubitz beobachtete von der Brücke aus die Gegend. Auf vielen der umliegenden Gehöfte hatte die SS Stellung bezogen, wartete nur auf den Befehl zu sprengen.

Alles lief glatt. Stunden später, als Hans Pauka und Richard Grubitz die Sprenganlagen entfernt hatten, machten sie sich auf den Weg zu einem Truppenteil der Roten Armee auf der anderen Seite des Oder-Spree-Kanals. Dort übergaben sie eine selbst angefertigte Skizze von den faschistischen Feuerstellungen in Wernsdorf. Bei der Rückkehr wurde Hans Pauka, dessen Frau Martha Pauka noch im KZ-Ravensbrück war, von der SS erschossen. Richard Grubitz gelang es, den Kugeln zu entkommen.

Am nächsten Tag, dem 25. April 1945, wurde Wernsdorf befreit. An jenem Tag wurde auch der gefallene Kampfgefährte im Beisein eines sowjetischen Offiziers auf dem Wernsdorfer Friedhof beigesetzt.

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