Bund der Antifaschisten Köpenick

Rolf Richter

Welches Schicksal hat ein Mann, der heute feststellt: „Meine Kinder gehen zu Klassentreffen. Ich habe nie mehr jemand aus der Schulzeit gefunden.“?

1922 geboren wuchs Rolf Richter in der Müggelheimer Straße auf. Der Schulkamerad Scherf erzählte nur vorsichtig, wie sein Vater von der SA bei Demuth geschlagen wurde – es könnte sich ja wiederholen. Als Dachdecker arbeitete er bei Firma Thornow in der Rudower Straße.

Den Krieg musste er ziemlich von Anfang an als Soldat mitmachen, wurde an alle Fronten geschickt und mehrmals verwundet. Die schweren Verwundungen brachten nicht etwa die Entlassung aus der Wehrmacht. Nein, als Feuerwerker sollte er noch für den „Endsieg“ kämpfen.

1943 war die Kriegstraung. Die junge Frau wurde nach Ostpreußen evakuiert, wo auch die erste Tochter zur Welt kam.

Er fühlte sich von einer großen Last befreit, als der Krieg endlich zu Ende war.

Er hatte erlebt, wie so viele Kameraden verwundet wurden, wie sie starben.

Noch wusste er nicht, was aus der Familie geworden war, ob sein Zuhause den Bomben zum Opfer gefallen war. In den wenigen Urlaubstagen hatte er immer mehr Trümmer gesehen.

Aber nun wurde nicht mehr geschossen und gebombt!

Trotzdem war für ihn die Lebensgefahr noch nicht gebannt. In britischer Gefangenschaft in den Niederlanden hatte er Minen zu räumen.

Aber es ging alles gut. 1946 kehrte er für immer nach Hause zurück, nach Köpenick zu Frau und Kind in die Westendstraße 1.

Seine schweren Verwundungen und eine offene TBC ließen die Arbeit als Dachdecker nicht mehr zu. Er machte Weiterbildungen mit und war sein langes Berufsleben im Arbeitsschutz tätig.

Die wichtigste Erkenntnis heute ist für ihn:

Krieg kann kein Mittel sein, um Konflikte zu lösen.

Mit Gewalt kann keine Politik gemacht werden.

Auch nicht mit Steine werfen.