Ein „Stolperstein“ für den Chemiker Dr. phil. Georg Eppenstein

Ein Durchgang an der Salvador-Allende-Straße 43-45 war am Nachmittag des 21. Juni 2004 Treffpunkt für rund 50 Bewohner und interessierte Gäste.
Der erste „Stolperstein“ unseres Bezirks wurde eingeweiht. Ein BVV-Beschluss hatte zu dieser Form des Gedenkens angeregt.

Man muss schon genau hinsehen, um das 10 mal 10 cm große Stück Messing zu finden, das der Kölner Künstler Gunter Demnig mit den erinnernden Worten versehen hat:

HIER LEBTE
DR. GEORG EPPENSTEIN
JG. 1867
MISSHANDELT
TOT 3.8.1933
OPFER DER
KÖPENICKER BLUTWOCHE.

Der Stellvertreter des BVV-Vorstehers, Herr Stahr, und Corinna und Franziska von der Merian-Oberschule berichteten aus dem Leben des jüdischen Fabrikant Dr. Eppenstein. Er betrieb hier in der damaligen Achenbachstr. 33,35 seit 1928 die Ruilos Knoblauch Verwertung GmbH und wohnte mit Frau und Tochter seit 1932 und weiteren Mietern dort.

Schon im Frühjahr 1933 wurde die Familie „Juda verrecke“ beschimpft.
Am 21. Juni, dem Beginn der Köpenicker Blutwoche, wurde Dr. Eppenstein von zwei SA-Leuten abgeholt und so misshandelt, dass seine Schreie die ganze Gegend aufschreckten. Im Lokal Demuth, heute Pohlestraße Ecke Dorotheenstraße, und im ehemaligen Amtsgerichtsgefängnis Puchanstraße gingen die Misshandlungen weiter. Als seine Frau ihn dort abholen konnte, war er nicht zu erkennen. Die Ärzte konnten nicht mehr helfen, er starb am 3. August 1933.

Die Witwe und Tochter wurden trotz dieses schweren Schicksals weiter angepöbelt. Sie verließen Köpenick, zogen in die Schlüterstraße in Charlottenburg und führten von dort aus die Fabrik weiter.

1949/50 hat Frau Eppenstein über diese schlimmen Ereignisse berichtet und so zur Überführung und Verurteilung der SA-Täter durch das Berliner Landgericht beigetragen. Sie verstarb 1957, die Tochter wäre heute 94 Jahre alt. Fabrik und Wohngebäude wurden 1971 im Zusammenhang mit dem Bau des Allende-Viertels abgerissen.

Mit diesem „Stolperstein“ wollen wir versuchen, die Würde dieser angesehenen Familie wieder herzustellen. Zugleich soll die Erinnerung an diese schrecklichen Folgen rechter Gewalt damals helfen, rechte Gewalt heute zu verhindern.

Wir arbeiten an einer Dokumentation über das Schicksal der Familie Eppenstein.

Einige Angaben fehlen noch, daher fragen wir die Leser:

  • Wer hat Erinnerungen, Fotos oder anderes über Fabrik und Wohnhaus in Köpenick, Achenbachstr. 33,35 und die Bewohner?
  • Wer kann sich an Frau und Tochter Eppenstein in Charlottenburg, Schlüterstr. 49 erinnern?
  • Ist die Tochter, Frau Elisabeth Charlotte Eppenstein noch am Leben?
  • Hat sie durch Heirat einen anderen Namen bekommen? Hatte sie Kinder?

Bitte melden beim
Bund der Antifaschisten Köpenick e.V.
Puchanstr. 12
12555 Berlin
Tel. 657 14 67 oder 651 63 67 oder 654 07 68
kontakt@bda-koepenick.de

Wir danken im Voraus!

Bürgerverein Allende-Viertel Köpenick e.V.
Bund der Antifaschisten Köpenick e.V.
Corinna, Franziska und Mandy von der Merian-Oberschule

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